Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Beide Orte nahmen eine unterschiedliche Entwicklung. Im bäuerlich geprägten Siegertsbrunn wird jedes Jahr das traditionelle Leonhardifest gefeiert. Höhenkirchen, geprägt von Forst, Schloss und Straße, blickt 2020 auf 1000 Jahre Kirche.
Seit Jahrhunderten findet am ersten Sonntag, nach Kilian ( 8. Juli) das Leonhardifest in Siegertsbrunn statt. Zu Ehren des hlg. Leonhards wird ein dreitägiges Fest mit Wallfahrt am Samstag und Segnung von Rössern, Kutschen und Reitern am Sonntag abgehalten. Natürlich findet gleichzeitig ein vielfältiges Marktgeschehen statt. Schon bereits am Beginn jeden Jahres geht das organisieren los und das kommende Fest hält das ganze Dorf wirklich in "Trab".

Die Wallfahrtskirche St. Leonhard liegt etwas abseits, am Südrand des Dorfes Siegertsbrunn. Die Siegertsbrunner Leonhardikirche ist eine der ältesten und bedeutendsten ihrer Art in Altbayern. Im 16. Jahrhundert kamen die Wallfahrer aus einem Umkreis von bis zu 200 km hierher.     
 
In der heutigen Gestalt geht die Leonhardikirche auf die Wittelsbacher zurück. Der Legende nach soll zwar bereits der Ortsgründer Sigoho um das Jahr 1000 auf dem Areal der heutigen Kirche eine Holzkapelle errichtet haben, die erste urkundliche Erwähnung einer steinernen Kirche datiert auf 1460. Nach neuesten Erkenntnissen ist der Baubeginn wahrscheinlich schon um 1440 anzusetzen. Vollständig erhalten sind von diesem Bau nur noch die Außenmauern, die Eingangshalle und die gotische Turmhalle. Im Norden wurde ein zweistöckiger Saalbau mit Sakristei angefügt, ein Schwarzbau, der heute zu den schiefsten Kirchenbauten in Bayern zählt.
   
Ein Blitzschlag im Jahre 1769 zerstörte vor allem den Turm. Der neu aufgerichtete Turm bekam damals seine spätbarocke Haube. Das heutige Tonnengewölbe wurde eingezogen. Die Ausmalung mit Rokokofresken und frühklassizistischen Dekorationselementen übernahmen die Hofmaler Augustin Demel und Thomas Christian Wink. Als rein klassizistische Kunstwerke gelten die beiden Seitenaltäre. Der Hochaltar dürfte in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts entstanden sein, kam aber vermutlich ebenfalls erst nach dem Brand von 1769 in die Leonhardikirche. Links und rechts des Altargemäldes, das die beiden Viehpatrone St. Leonhard und Papst Sixtus darstellt, stehen die Figuren von St. Leonhard und von St. Sigismund.
Beide Orte nahmen ab dem 15. Jahrhundert eine un­terschiedliche Entwicklung. Höhenkirchens weitere Geschichte war von drei Faktoren bestimmt: Forst, Schloss und Straße. Dass der große Staatswald im Os­ten unserer Gemeinde „Höhenkirchner Forst" heißt, obwohl er näher an Siegertsbrunn liegt, ist kein Zu­fall. Denn Höhenkirchen war schon im Mittelalter ein Stützpunkt der landesherrschaftlichen Forstverwal­tung, sie wurde damals von Grünwald der zentraleren Lage wegen nach Höhenkirchen verlegt - das staatliche Forstamt verblieb hier bis 1973.
Hier ansässig geworden, bauten ab ungefähr 1460 die oberbayeri­schen Jägermeister, die Familie Wager, Höhenkirchen zu einem Edelsitz aus und erwarben fast alle im Ort bestehenden Anwesen und stellten sie unter den Schutz der Hofmark. Drei Generationen lang, cirka 200 Jahre  „regierte“ die Familie Wager hier insbesondere die Belange des herrschaftlich geprägten  Jagdwesens.
Die Jagdherrschaft reichte von östlich des Würmtales im Westen  bis hinüber zur Attel im Osten von Höhenkirchen.
Bis ins 19. Jahrhundert werden im Höhenkirchener Forst große Hofjagden und Sauhatzen abgehalten. Nördlich der Harthauser Straße waren Abteilungen als Saugehege eingezäunt. In diesem Saupark standen mehrere Schießhäuschen, von zahlreichen Schießgeräumten umgeben. Auf einer geräumigen Blöße befand sich ein Saufang. Ebenso war im nördlichen Waldgebiet Höhenkirchens der damals als „Altlauf" bezeichnete Teil als Sauparkeingezäunt. „Eichelgärten" wurden ausschließlich der Saujagd wegen angelegt. , Techelrechnungen des Egmatinger Forstes (Techel/Dechel=Eicheln zur Schweinefütterung) finden sich wiederholt zwischen 1483 und 1503. Lieblingswild der Feudaljagden ist das Rotwild. Wie hoch es mit der
Hirschjagd in unseren Forsten um die Mitte des 16. Jahrhunderts herging, beweist das Jagdregister Herzog Wilhelms IV. aus dem Jahre 1545: „Einen Reichtum an Edelwild hegten die Waldungen und Gehölze  um Ebersberg, Anzing, Hechenkirchen, Grünwald ..“. Am 30. Juli 1763 wird ein Treiber von einer Hirschkuh derart zugerichtet, dass er stirbt. Es fehlt auch nicht an Wilddieben, sodass es manchen Kampf zwischen Förstern und Wilddieben gibt. 1796 und 1799 werden Wildschützen erschossen. Die Flurnamen „Hirschwinkel" und „Altlauf" erinnern noch heute an die vergangenen Zeiten.
In der Kirche Mariä Geburt stifteten die Wagers 1493 ein Benefizium, aus dem letztlich die heutige Pfarrei hervorgegangen ist. Zum Schloss ge­hörten zeitweise auch der auf der anderen Straßensei­te gelegene Brunnhof (Gutsanwesen) sowie die 1464 erstmals erwähnte Taferne (heute Gastwirtschaft) ,die bis 1815 die einzige Gaststätte der Pfarrei Hohenbrunn war. Die Bedürfnisse der Schlossherrschaft führten zur Ansiedlung von Hand­werkern, so dass Höhenkirchen bald nur noch wenige Bauernanwesen besass. Bedeutung erlangte Höhenkir­chen auch durch seine Lage an der überregionalen Ver­bindungsstraße von München über Rosenheim nach Tirol und Salzburg, von der in Höhenkirchen die Verbindungsstraße nach Miesbach und Schliersee abzweigt.
Durch diese Besonderheit ist der Grund zu sehen, dass sich Höhenkirchen traditionell in seiner Infrastruktur von einer rein bäuerlich geprägten Gemeinschaft weg entwickelt hat.
Unter wechselnden Besitzern, im 17. Jahr­hundert unter anderem die Herren von Schrenck- Notzing, bestanden Sitz und Hofmark Höhenkirchen bis 1848. An diese Epoche erinnert heute noch das Schloss neben der Kirche.
Höhenkirchen und Siegertsbrunn wurden im Zuge der Verwaltungsreformen des 19. Jahrhunderts 1818 selbständige Gemeinden, die in die seit dem 17. Jahrhundert nachweisbare Schule in Hohenbrunn eingeschult waren.